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Überblick
zur
Entwicklung des deutschen
Kinder- und Jugendbuches |
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Die hier dargestellte Entwicklung folgt im Wesentlichen der Systematik, die
im Standardwerk von
Irene Dyhrenfurth:
"Geschichte des deutschen
Jugendbuches"
(Atlantis Verlag, Zürich u.a., 1967) gewählt wurde.
An entsprechender Stelle weisen Links zu Büchern unserer Bücherkiste.
1. Frühzeit
Der Beginn von Kinder- und Jugendliteratur ist im Zusammenhang mit der Entwicklung der Jugendbildung zu sehen. Das gemeine Volk konnte ja im Normalfall bis zum 14. Jahrhundert weder lesen noch schreiben. Zu der Zeit entstand in den Städten das Bedürfnis, Kinder in Zucht zu nehmen, "damit sie nicht müßig und auf den Gassen umlaufen, sondern bei und neben den anderen Knaben Zucht lernen und des kundiger und geschickter werden, etliche, daß sie schreiben und lesen lernen, etliche, daß sie gelahrt und geistlich möchten werden" (aus einer Nürnberger Verordnung). So entstanden private Elementarschulen, die von Personen, die sich dafür geeignet hielten, geführt wurden.
Erste "Fibeln" waren die so genannten ABC-Büchlein, bei denen neben den Laut ein passendes Bild gesetzt wurde (z.B. A = Affenbild). Die Inhalte waren immer in Verse gesetzt. Die Inhalte waren zunächst kirchlicher Art, wobei die ABC-Büchlein - die sich bis ins 19. Jahrhundert hielten - natürlich eine Entwicklung mitmachten.
2. Humanismus und Reformation
Erstmals traten individualistische Erziehungsziele in den Vordergrund verbunden mit humaner Erziehung der Jugend: Liebe und Freundlichkeit statt Strafe.
Religiöse christliche Inhalte:
Im 16. Jahrhundert waren Hauptlesestoffe die Bibel, der Katechismus sowie das Gesangsbuch. Das blieb auch ziemlich lange so. Entsprechend gab es seit dieser Zeit immer wieder Bibelbearbeitungen für die Jugend. Zunächst gab es erste Lutherbibeln in vielen Haushalten. Es gibt viele Beispiele für die Methoden der christlichen Unterweisung für Kinder:
siehe
Luther-Veröffentlichungen unter
Kinderbücher - Schule - Religion.
Fabeln:
Fabeln wurden schon früh als brauchbarer Lesestoff für die Jugend entdeckt.
siehe
hier unsere
Fabeln, Tiermärchen und Tiergedichte.
Bitte auf den Text oder das Bild klicken ...
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Dabei gab und gibt es auch diverse Bearbeitungen speziell für die Jugend:
in
erster Linie ist hier die berühmte Fabelsammlung von
Paul Hey:
Fabeln für Kinder
mit den
hervorragenden Illustrationen von Otto Speckter
siehe auch im Illustratorenverzeichnis unter "Speckter"
zu nennen.
Hier unser Buch mit den Fabeln von Paul Hey:
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Zuchtbüchlein:
Neben den religiösen Stoffen für Kinder sowie den Fabeln traten zur Zeit der
Reformation kleine Büchlein auf, die weniger unterhaltenden, sondern
erzieherischen Wert haben sollten.
Die Anstands- oder Zuchtbüchlein
hielten sich
bis ins 20. Jahrhundert und zeigten jeweils den Zeitgeist einer Epoche:
Wir
können hier in erster Linie das Buch:
Lebensbilder für jung und alt oder
edle, sittliche Grundsätze für den häuslichen Kreis
nennen
Bitte auf das Bild klicken ...
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Ritterromane:
Obwohl sicherlich nicht für die Jugend geschrieben, ist die Gattung der
Ritterromane bei dem begrenzten Lesegut der Reformationszeit zu nennen.
Die
speziell für die Jugend geschriebenen Werke betonten vor allem,
dass die "ritterliche" Tüchtigkeit noch kein Garant
für Tüchtigkeit sein konnte.
So
gab und gibt es z.B. diverse Bearbeitungen von
Cervantes:
Don Quixote für die
Jugend.
siehe
Märchen und Sagen - nach Regionen:
Rittersagen.
Siehe
auch Märchen und Sagen:
Schelmenmärchen.
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3. Der "Orbis Pictus" von Comenius
Bis zum 17. Jahrhundert gelang es trotz der Anregungen von Luther auch nicht
im Ansatz, ein pädagogisch gestaltetes Jugendbuch zu erstellen.
Es ging in den
Schulen nur um Eintrichtern primitivsten Lehrstoffes
durch schlecht ausgebildete
"Lehrer".
Die Wirren des 30jährigen Krieges (1618-1648) taten ein übriges,
dass
es Ansätze zu einer Jugendliteratur, die dieses Wort verdienen, bis dahin nicht
gab.
Einen Meilenstein in der Entwicklung der gesamten Pädagogik setzte
Johann Amos Comenius,
dessen Buch "Informatorium der Mutterschul"
1633 in Deutschland erstmals veröffentlicht wurde.
Die praktisch-pädagogischen
Gedanken von Comenius wirken durchaus modern,
waren zur damaligen Zeit
revolutionär: Schulen sollten in luftige, freundliche Räume gelegt werden,
Wände
sollten mit Bildern geschmückt werden,
die Jugend sollte mit Liebe und
Freundlichkeit erzogen werden - alle Stände, Jungen und Mädchen.
Im Orbis Pictus
erfolgt die Zuordnung
der alphabetischen Reihenfolge der Laute zu Tierbildern
(wie bei den bis dahin gebräuchlichen ABC-Büchlein).
Danach erklärt Comenius den
Makrokosmos (Gott, Welt und Himmel);
darauf folgt die Behandlung der konkreten
Gegenstände des täglichen Lebens;
schließlich gibt es am Ende eine Art "Sittenlehre". Comenius macht die Bilder zum Prinzip seiner Arbeit.
Die
Schrift wurde sehr verbreitet und hatte viele Nachkommen -
bis hin zu den
Kinderlexika der Gegenwart.
4. Das Jugendbuch in der Aufklärung im 18. Jahrhundert
Die 1774 von Johann Bernhard Basedow in Dessau gegründete Musterschule markiert in etwa den Durchbruch des individuellen Prinzips in der Erziehung. Die Aufklärung forderte den Einzelnen zur Bedienung seines eigenen Verstandes auf und lockerte damit natürlich auch die strenge Doktrin der herrschenden Kirche. Basedow verfasste sein bekanntes "Elementarwerk" mit den berühmten Illustrationen von Chodowiecki (1770).
Der bekannteste Jugendschriftsteller seiner Zeit war zweifellos Joachim Heinrich Campe, der mit seinem "Robinson der Jüngere" (1779) der Kinderbuchliteratur einen wichtigen Beitrag schuf. Der Robinson von Daniel Defoe war 1719 in England erschienen. Der Campe-Robinson wurde ein lebenspraktisches Buch für die Jugend: mit Verstand und bloßen Händen konnte dem Kind gezeigt werden, wozu der Mensch in der Lage war. Insofern war das Robinson-Motiv ideal für Campe pädagogische Zwecke.
siehe
die diversen Bearbeitungen des
Robinson.
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Campe verfasste ganz bewusst Bücher für verschiedenen Altersstufen, was bis dahin ein völliges Novum war.
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Zu dieser Zeit kamen auch die ersten Kinderwochenschriften heraus, die zunächst als Beilagen von Familienzeitschriften erschienen. Hier ging es um die Gestaltung des Familienlebens. Meist aber handelte es sich um oberflächliche und zusammenhanglose Tagesneuigkeiten oder Kenntnisse der Naturwissenschaften, die an das Kind gebracht werden sollten.
siehe
die verschiedenen Kategorien der
Heftserien für Kinder
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Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Zweckdichtung der Aufklärung den Wert von Märchen als Stoff für die Kinderliteratur ablehnte, weil es törichter Aberglaube sei.
5. Das Jugendbuch
in der Zeit der religiösen Erweckung
(ab
Anfang des 19. Jahrhunderts)
Eine Welle von Pietismus flutete nach den Kriegen gegen Napoleon durch Deutschland. Man kritisierte, dass man der Jugend in der Aufklärung nur eine abstrakte Tugend als Ideal vorgehalten habe. Die Jugendliteratur stand jetzt im Zeichen ausgeprägter christlicher Frömmigkeit und Prüderie. Wir unterscheiden verschiedene Kinder- und Jugendbuchkategorien in dieser Zeit:
Mädchenbücher:
Hier wurde das Bestreben deutlich, die Frau wieder mehr für ihre häuslichen Pflichten zu interessieren. Bezeichnenderweise nahmen sich Pastoren dieser Zeit des Mädchenbuches an. In diversen Abwandlungen wurde das ideal eines heranwachsenden Mädchens deutlich gemacht. Hervorstechende Eigenschaften: Edelmut und Wohltätigkeit, Sanftmut und Treue, Duldsamkeit und Ergebung, Frömmigkeit und christliche Nächstenliebe, Bildung des Herzens und des Verstandes.
siehe
die vielen Ausgaben der
älteren Jungmädelliteratur .....
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Vaterländische Jugendschriften:
Hier ist in erster Linie
Christoph von Schmid zu nennen, der
mit seinen Geschichten - vor allem mit Rosa von Tannenburg (1820) - großen
Erfolg hatte.
Er war einer der ersten Schriftsteller,
der zu großen Massen des
Volkes vordrang.
Das Geheimnis seines Erfolges:
er putzte häufig den Stoff einer
Legende romantisch auf - kommt sofort zu einer Handlung, die meist mit einem
Unrecht oder einem Unglücksfall beginnt -
die auftretenden Personen sind gut
oder böse - zunächst triumphiert das Böse -
treue Standhaftigkeit und die Hilfe
Gottes führen schließlich zu Friede und Glückseligkeit bei den Guten.
Siehe eine Sammlung von Erzählungen von
Christoph von Schmid
bei unseren Ausgaben für kleine Kinder ...
Bitte auf den Text oder das Bild klicken ...
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Zu dieser Zeit erschienen auch viele Geschichten für Kinder von
Johann
Peter Hebel, von dem schon weiter oben bei den
"Biblischen Geschichten"
die Rede war.
Er schrieb sehr kindgerecht.
Hier
das Heft Nr. 8 aus der Reihe "Deutsches Lesewerk'":
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Sagen und Märchen, Volksbücher und Kinderlieder
Die Romantiker waren scharfe Gegner der realen Kinderbuchliteratur der Aufklärungszeit und setzten Märchenerzählungen dagegen. Beispielhaft sei hier der Dichter Clemens von Brentano genannt. Er war einer der bekanntesten Märchenerzähler dieser Zeit. Auch in der Bücherkiste haben wir Einiges von ihm:
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Natürlich sind hier in erster Linie die Brüder Grimm zu nennen, die ab 1812 die bekannten Kinder- und Hausmärchen herausbrachten. Ihr Verdienst ist es sicherlich, die vielfach nur mündlich überlieferten Märchen einheitlich neu gestaltet und in eine wunderbar einfache sprachliche Form gebracht zu haben, die den unvergänglichen Zauber und Glanz der Sammlung ausmachen. Siehe speziell unsere Märchenausgaben der Brüder Grimm:
Brüder Grimm
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Wilhelm Hauff setzte sich eher vom Volksmärchen ab und schuf Märchen mit
einer Mischung von jugendlicher Abenteuerlust und märchenhaftem Glanz.
Siehe Märchen und Sagen - Einzelne Erzähler -
Wilhelm Hauff...
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Die Märchen von Eduard Mörike haben erst sehr allmählich den Weg zur
Jugend gefunden. Aber auch dieser große Lyriker hat Beiträge zum Jugendbuch
geleistet.
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An Beliebtheit und Erfolg wurden alle Märchendichter von Hans Christian Andersen überflügelt, der in seinen Märchen menschliches Wesen und menschliches Tun mit leichter Ironie beleuchtet. Dadurch setzte er sich sehr von der unumgänglichen Tragik mancher früherer Volksmärchen ab.
Hans Christian Andersen
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Um diese Zeit erschienen auch die ersten Sammlungen von Kinderliedern und -reimen, von denen wir diverse alte Ausgaben in unserer Bücherkiste haben:
Reime, Gedichte, Rätsel und
Lieder.
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Illustriert wurden viele der Reime-Sammlungen und Märchenbücher vom Künstlerkreis um Ludwig Richter. Weitere bedeutende Illustratoren dieser Zeit waren Franz Graf von Pocci. In neuerer Zeit sind die wunderbaren Märchen-Illustrationen von Ruth Koser-Michaëls hervorzuheben, die in den Märchenbuch-Ausgaben im Droemer-Knaur Verlag zu bewundern sind. Über unsere Illustratorengalerie oder unser Illustratorenverzeichnis gelangt man zu den einzelnen Werken dieser Künstler:
siehe bei
Ludwig Richter
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Bitte auf die Namen oder Bilder klicken ...
Pocci, Franz Graf von | Koser-Michaëls, Ruth |
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6. Bilderbogen,
Bilderbücher
und
illustrierte Kinderbücher
( ab
18. Jahrhundert)
Die Anfänge eines eigentlichen Kinderbilderbuches sind nicht leicht zu bestimmen, da diese vermutlich zu den vergänglichsten aller Kinderbücher gehören. Zunächst gab es Ausschneidebogen von Kupferstechern, die alles darstellten, was ein Kind erfreuen konnte. Diese Klebebilderbücher ermöglichten es dem Kind, auch selber einen schöpferischen Anteil am Werk zu haben: Schränke waren zum Öffnen usw.
Ab etwa 1825 erschienen erstmals die Neuruppiner Bilderbogen des Druckers Gustav Kühn, die sehr beliebt wurden und millionenfachen umgesetzt wurden. Auf den Bilderbogen sind kleine moralische Bildergeschichten, Spiele, Soldaten zum Ausschneiden und anderes mehr. Es erschienen bald diverse Konkurrenzunternehmen; einen ähnlich großen Erfolg hatten aber erst wieder die Münchener Bilderbogen (1849-1898).
Bitte auf die Namen oder Bilder klicken ...
Bilderbogen | Münchener Bilderbogen |
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Die Münchener Bilderbogen wandten sich ausdrücklich an die Jugend, während die Neuruppiner Bilderbogen sich an die "Allgemeinheit des Volkes" richtete. Die berühmtesten Münchener Bilderbogen wurden die kleinen Bilderpossen von Wilhelm Busch.
siehe hier unsere diversen Werke von
Wilhelm Busch ...
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Wenn auch die Wilhelm Busch-Beiträge die köstlichsten waren, sind
viele weitere Künstler mit ihren wunderbaren Beiträgen zu den Münchener
Bilderbogen zu nennen:
z.B. Lothar Meggendorfer;
siehe einige von
Meggendorfers Werken ...
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Dann erschien 1845 der Struwwelpeter von
Heinrich Hoffmann,
dessen Siegeszug sofort begann und der auch in zahlreiche Sprachen übersetzt
wurde.
siehe unsere diversen
Struwwelpeter-Variationen
bei unseren Bilderbuch-Figuren ...
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wirkten viele einzelne Künstler auf dem Gebiet der Jugendbuchillustration und schufen diverse Exemplare äußerer Schönheit; zum Teil weiter oben bereits erwähnt werden hier beispielhaft genannt: Ludwig Richter, Theodor Hosemann, Otto Speckter, Franz Graf Pocci.
Eine besondere Kleinkunst aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der
Silhouettenschnitt:
Der erste Schwarzkünstler dieser Art und zugleich ihr
Meister war Karl Fröhlich.
Hier zu den Postkarten mit
Silhouetten-
bzw. Scherenschnitten
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Mit neuen Druckverfahren und offenbar verfallendem Geschmack ließen in den folgenden Jahrzehnten die Qualität der alten Kupfer- und Holzschnitte oder des Handkolorierens nach und es begann leider ein Rückschritt gegenüber den alten Bildern der vorher geschilderten Zeit.
7. Die bürgerliche Jugenderzählung des 19. Jahrhunderts
Das erzählende Schriftgut als Hauptmasse der Jugendliteratur bekam wenig von zeitgenössischen Geistesströmungen und sozialpolitischen Tendenzen mit. Die Qualität ließ im allgemeinen zu wünschen übrig und Jugendbücher waren bei Verlegern eher gängige Ware und wurden in Auftrag gegeben.
Bürgerliches Bildungsstreben wird auch in der Literatur mit obrigkeitstreuem und national bedachtem Untertanengeist verbunden. Der Gedanke der "Wohltätigkeit" als christliche und bürgerliche Tugend durchzieht das Jugendbuch dieser Zeit. Insgesamt sollte der Jugend eine große Vielfalt geboten werden:
- häusliche Idylle
- wirtschaftliche Tüchtigkeit
- christliche Frömmigkeit
- Vaterlandsliebe und Wohltätigkeit
- Interesse für Geschichte, Naturkunde und Technik
- Abenteuerschicksal in fremden Ländern
Wir unterscheiden deshalb verschiedene Kategorien der erzählenden Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts:
Jugendzeitschriften und -zeitungen
Zu ausgesprochenen Sammelstellen aller dieser verschiedenartigen Gebiete
wurden Kinder- und Jugendzeitschriften, die sich aus den Kinderalmanachen des
18. Jahrhunderts (siehe weiter oben)
entwickelten. In unserer Bücherkiste haben wir diverse Jahrbücher,
deren erste
Jahrgänge meist zur Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen:
siehe unsere
Jahrbücher für Kinder ...
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang z.B. "Taschenbuch für die deutsche Jugend", seit 1844 von Franz Hoffmann herausgegeben. In diese Rubrik fallen auch Zeitschriften oder Jahrbücher wie "Herzblättchens Zeitvertreib" oder das "Töchteralbum". Auch die ersten Heftreihen für Kinder, zunächst meist als Beilagen in Familienzeitschriften etc., gehören in diese Kategorie. In unserer Bücherkiste finden Sie hier eine Übersicht:
Heftreihen für Kinder und Jugendliche - Übersicht ...
In all diesen Zeitschriften und Jahrbüchern tritt gesammelt die Gestalt des bürgerlichen Jugendbuches des 19. Jahrhunderts mit den oben angesprochenen Facetten in Erscheinung.
Die Volks- und Jugendschriftsteller
Wie weiter oben angesprochen ging es meist um große Verbreitung und hohe Auflagenziffer, so dass Vielschreiberei auf schlechtem Niveau das Kennzeichen der meisten Schriften war. Den kleinen Lesern wurde keine geistige Anstrengung abverlangt; äußere Spannung - meist noch mit Unterstützung moralischer Erziehungsabsichten - bestimmten das Bild. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Literatur gehörten Gustav Nieritz und Franz Hoffmann. Leider handelt es sich meist um leerste Schreiberei, bei der immer das Gute siegt nach unwahrscheinlichen und geradezu unglaublichen Handlungssträngen. In unserer Bücherkiste haben wir auch Werke dieser beiden Autoren:
siehe im Autorenverzeichnis ...
Das Mädchenbuch
Das Gemeinsame der Mädchenbücher dieser Zeit war die frömmelnde Sentimentalität und der hochgradige Kitsch. 1863 erschien von Clementine Helm das Buch: Backfischchens Leiden und Freuden, das den oberflächlichen Machwerken die Krone aufsetzte: ein junges Mädchen vom Lande wird von der Tante in Berlin zur Dame erzogen, wobei diese Erziehung lediglich die Fragen des äußerlichen Anstandes betrifft, z.B. dass man sich die Zähne putzen muss, bevor man der Tante einen Kuss gibt. Ein weiteres gutes Beispiel dafür sind die Töchteralben von Thekla von Gumpert: die Bücher werden offenbar meist für das "feinere Publikum" geschrieben; das Volk ist nur die Staffage, die man braucht, um daran sein wohltätiges Herz beweisen zu können. Es tritt in Form von verarmten Familien und rührenden Bettelkindern auf, oder als Dienstbote, an dem das hochgeborene junge Mädchen zu lernen hat, wie es ihn - natürlich unter Wahrung der nun einmal gegebenen Standesunterschiede - menschlich behandeln muss. Kein Hauch wirklich sozialer Gedanken ist in diese Kreise gedrungen. Diese Art von Literatur führte zu den Pensionsgeschichten, in denen Konvention und Schein neben Albernheit und versteckter Erotik lebte. Sie führte auch zu den weit verbreiteten Trotzkopf-Fortsetzungsgeschichten von Emmy von Rhoden sowie zu den Nesthäkchen-Bänden von Else Ury. Weitere Backfischbuch-Autoren: Elisabeth von Halden, Marie von Felseneck, Clara Nast, Bertha Clement .... Gemeinsam ist dieser Literatur die oberflächlichste und äußerlichste Unterhaltung, die kritiklose Aufnahme durch das Publikum und die Geschäftemacherei der Verleger.
Hier diverse Links zur Jungmädelliteratur
in unserer Bücherkiste:
Jungmädelliteratur vor 1945 ...
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Else Ury | Elisabeth von Halden |
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Marie von Felseneck | Clara Nast |
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Neben dieser seichten kindischen Literatur gibt es in dieser Gattung
natürlich auch viele positive Beispiele:
Die Dichterin Isabella Braun schreibt natürlich und frisch ohne
Standesdünkel und gestellten Wohltätigkeitssituationen.
Josephine Siebe zeigt mit ihren Oberheudorfer Kindergeschichten echten
Kinderhumor.
Ottilie Wildermuth schreibt in einer frischen heiteren Art mit starker
Frömmigkeit ohne erhobenen Zeigefinger. Elise Averdieck besticht mit ihrer natürlichen Ausdrucksweise.
Bei Johanna Spyri wird die dichterische Anlage mit einem Gefühl für die
heimatliche Landschaft verbunden.
Hier die Links in unserer Bücherkiste
zu den angesprochenen Autorinnen:
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Josephine Siebe | Ottilie Wildermuth |
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Elise Averdieck | Johanna Spyri |
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Die historische und patriotische Jugenderzählung
Vorbild auch in der Jugendliteratur war der historische Roman - Walter Scott war der Protagonist, der bis dahin neu nicht nur die Gestalten des Romans, sondern auch Land und Leute; Lebensraum und Lebenshaltung möglichst getreu darstellte.
Hier die Werke von
Walter Scott
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Für Kinder und Jugendliche existierten aber fast nur pseudohistorische Erzählungen (siehe weiter oben bzgl. Nieritz und Hoffmann), die oberflächlich patriotische Tendenzen und Abenteuer zusammenwarfen.
Nach dem gewonnenen Krieg 1870/1871 erschien eine neue Welle von Büchern mit "Hurrapatriotismus"; Vertreter dieser Kategorie finden wir in Gustav Freytag und speziell als Jugendschriften Oskar Höcker und Felix Dahn. Die Bücher erschienen in Massen. Der Inhalt wurde in einer leichtfertig, überheblichen Art nach dem Motto dargestellt, dass die siegreiche Gegenwart die notwendige Folge der ruhmreichen Vergangenheit ist. Dieser Literatur war gemeinsam, dass sie zur Legendenbildung neigte, kritiklosen Ruhm darstellte, die Wirklichkeit verfälschte oder verflachte sowie einseitig darstellte.
Hier
historisch-abenteuerliche Ausgaben
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Das abenteuerliche Jugendbuch
Die Entdeckung des Abenteuerbuches hatte als Ausgangspunkt den Robinson (siehe weiter oben), dessen Bearbeitung sich Joachim Heinrich Campe im 18. Jahrhundert annahm und dann weitere Geschichten von Pizarro, Columbus, Cortés anfügte.
Hier diverse
Abenteuerbücher ...
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Aus England lieferte Frederick Marryat (1843) prächtige Seegeschichten, z.B. mit seinem Sigismund Rüstig.
Hier die Bände von
Frederick Marryat
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Noch heute rühmt man James Fenimore Cooper in seinen Lederstrumpf-Bänden die gute Kenntnis der indianischen Lebensweise nach. Die Bücher erschienen Anfang des 19. Jahrhunderts.
Hier die Bücher von
James Fenimore Cooper
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Harriet Beecher-Stowe gelang mit Onkel Toms Hütte 1852 ein Welterfolg mit einem scharfen und leidenschaftlichen Angriff auf die Sklaverei.
Hier die Bücher von Harriet Beecher-Stowe in unserer Bücherkiste ...
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![]() Das Buch wurde 1852 von Harriet Beecher-Stowe geschrieben, also ist dies vermutlich die deutsche Erstausgabe. |
Nach den kräftigen Anregungen von Marryat und Cooper gab es auch deutsche Abenteuer-Autoren um die Mitte des 19. Jahrhunderts: die Amerikafahrer Charles Sealsfield, Friedrich August Strubberg (=Armand) und Friedrich Gerstäcker.
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Friedrich Gerstäcker | Charles Sealsfield |
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Alle diese Reise- und Abenteuergeschichten wurde an äußerem Erfolg überschattet, als Karl May in den 1870er Jahren auf den Plan trat. Auch bei ihm ist die Abhängigkeit von seinen Vorbildern bei Cooper zu verfolgen. Das Für und Wider zu Karl May ist inzwischen Literaturgeschichte und würde Bände füllen. Unbestritten ist die unglaubliche Beliebtheit dieses Autors bei Jugendlichen und Erwachsenen - und das bis in die heutige Zeit.
Hier die Ausgaben von
Karl May
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Ebenso hat Sophie Wörishöffer eine Reihe exotischer Abenteuerromane geschrieben, die eher flache Gräuelgeschichten sind.
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Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts erschienen die abenteuerlichen Romane von Jules Verne, der weit über die Grenzen seiner französischen Heimat wirkte und den Begriff des utopisch-technischen Romans prägte.
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8. Die Jugendschrift
in der
Kunsterziehungsbewegung
(etwa ab 1900)
Anstoß zu künstlerischer Erziehung der Jugend durch das Buch gab Heinrich Wolgast 1896 mit seinem Werk "Das Elend unserer Jugendliteratur". In der Folge wurden schließlich Vereinigte deutsche Prüfungsausschüsse für Jugendschriften gegründet, deren Mitglieder ausnahmslos Lehrer waren. Sie sahen ihre Aufgabe in der Sichtung des Jugendschrifttums und in der Herausgabe von Listen geeigneter Jugendlektüre. Heinrich Wolgast übernahm die Schriftleitung der "Jugendschriften-Warte". So wurden auch diverse Sammlungen geeigneter Jugendliteratur von den Jugendschriften-Prüfungsausschüssen herausgegeben, deren Untertitel nicht mehr wie bis dahin "Zur Unterhaltung und Belehrung", sondern "Zur Freude und Förderung" lauteten.
Außerdem gründete man eine eigene anspruchsvolle Heftreihe, die "Deutsche Jugendbücherei" im Hermann Hillger Verlag, um so den "geschmacksverderbenden " Groschenheften der damaligen Zeit das Wasser abzugraben. Das war dann Vorbild für andere hochwertigere Heftreihen, z.B. Schaffsteins blaue und grüne Bändchen. Außerdem sind als anregende preisgünstige Bände die "Bunten Jugendbücher" bzw. "Bunten Bücher" im Ensslin Verlag zu nennen. Speziell für die Bearbeitung als Klassenlesestoffe wurde von Franz Lichtenberg die die kindertümliche Reihe "Marholds Jugendbücher" gegründet. Aus der Schweiz sind die Hefte des "Schweizerischen Jugendschriftenwerks" zu nennen:
siehe in unserer Bücherkiste die Heftreihe der
Deutschen Jugendbücherei
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Die Heftreihe Schaffsteins Bändchen Bitte auf Bild oder Text klicken ... |
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Marholds Jugendbücher | Schweizerischen Jugendschriftenwerk |
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Diese neue Richtung in der Jugendliteratur hatte natürlich diverse Gegner: zunächst die Verleger, die um ihre Umsätze an der bis dahin angebotenen Massenware fürchteten. Von kirchlicher und vaterländischer Seite wurde natürlich eine religions- und vaterlandsfeindliche Tendenz bemängelt und dass die Bewegung Wolgasts eher marxistischer oder sozialdemokratischer Natur sei. Viele Jahre musste diese neue Jugendschriftenbewegung um ihre allgemeine Akzeptanz ringen. Außerdem muss man natürlich sagen, dass die Masse des Jugendschrifttums unbekümmert in alten Bahnen weiterlebte. Der Kreis, die die "neuen" Bücher erreichten, war verhältnismäßig klein. Betrachtet man zum Beispiel die Jugendzeitschriften "Der gute Kamerad", "Das Kränzchen" bzw. "Auerbachs Kinderkalender", die in großer Verbreitung waren, so war in diese Zeitschriften noch kein Hauch einer neuen Richtung gedrungen.
siehe in unserer Bücherkiste die diversen alten
Jahrbücher für Jungen und Mädchen ...
siehe in unserer Bücherkiste speziell die
Ausgaben von
Auerbachs
Kinderkalender
...
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Aus Gründen der zeitlichen Reihenfolge sind hier noch weitere Autoren zu nennen, auch wenn ihre Werke in keinem direkten Zusammenhang mit der Kunsterziehungsbewegung stehen: Agnes Sapper zeigte mit ihrer "Familie Pfäffling" frische und echte Darstellung; auch Josephine Siebe weiß mit freundlich-kindlichem Humor ihre "Oberheudorfer Buben- und Mädelgeschichten" zu erzählen. Auch die Kasperle-Bücher mit den wunderbaren Illustrationen von Ernst Kutzer sind auch heute noch bei Kindern beliebt.
siehe in unserer Bücherkiste die Ausgaben von
Josephine Siebe
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Agnes Sapper | |
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Auch das Bilderbuch kam schließlich wieder zu Ehren. Vorreiter war der Schweizer Ernst Kreidolf, der mit dem aufstrebenden Verlag von Hermann Schaffstein zusammenarbeitete und von dem diverse hochwertige Bilderbücher verlegt wurden. Bei Schaffstein erschienen dann diverse Bilderbücher, z. B. Bierbaums "Zäpfel Kerns Abenteuer" und Collodis "Pinocchio".
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Ernst Kreidolf |
Kasperle-Variationen
von Bierbaum und Collodi |
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Bei den Bilderbüchern für Kleinkinder tat sich zum Beispiel Gertrud Caspari hervor. Sie arbeitete vor allem für den Verlag Hahn in Leipzig. Sie hatte die glückliche Gabe, die Welt des kleinen Kindes in fröhlich farbigen Bildern erstehen zu lassen.
siehe in unserer Bücherkiste die Bilderbücher von
Gertrud Caspari
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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In diesem Zusammenhang sind auch die Bilderbücher von Sybille von Olfers ("Wurzelkinder") sowie von Elsa Beskow ("Hänschen im Blaubeerwald") zu nennen.
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Sybille von Olfers | Elsa Beskow |
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9. Das Jugendbuch
zwischen den beiden Weltkriegen
Das Bilderbuch:
Für das Kinderbilderbuch beginnt in der Nachkriegszeit um 1920 eine äußerst fruchtbare Zeit. Diese ist eng verknüpft mit dem Namen von Else Wenz-Vietor. Ihr liegt jede Stilisierung fern und sie zeigt ihren kleinen Lesern die Welt der Natur und Tiere so wie sie ist. Die Entwicklung des Offsettdrucks kam der Künstlerin da sehr entgegen.
siehe in unserer Bücherkiste die Bilderbücher von
Else
Wenz-Vietor ...
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Von einer gewissen Ähnlichkeit im Stil kann man wohl bei der österreichischen Künstlerin Ida Bohatta-Morpurgo sprechen: sie stellt sehr fantasievoll Blumen und Tiere dar. Trotz der starken Vermenschlichung bleiben die Charaktere gewahrt. Ida Bohatta schuf auch zahlreiche Fleißbildchen, die allmählich in Mode kamen.
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Ida Bohatta-Morpurgo | Fleißbildchen |
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In dieser Zeit begann auch der Illustrator Johannes Grüger zusammen mit seinem Bruder Heribert sein grafisches Werk. Ein Illustrator besonderer Qualität aus dieser Zeit ist Fritz Kredel, dessen erste Arbeiten auch in die 1930er Jahre fallen. Besonders die Illustrationen vieler Märchenbücher (Brüder Grimm; Schelmenmärchen) sind wunderschön! Von 1935 an erschienen die tollen Bildergeschichten "Vater und Sohn" von e.o.plauen (das ist Erich Ohser), die so herrlich antiautoritär sind - ein so humorvoller Mensch wie e.o.plauen starb in den Kerkern der Nationalsozialisten - warum wohl? Außerdem gehören als hervorragende Bilderbuchkünstler in diese Zeit auch Ruth Koser-Michaels und Norbertine von Bresslern-Roth.
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
Johannes Grüger | |
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Bitte auf Bild oder Text klicken ...
Ruth und Martin Koser-Michaels | Norbertine von Bresslern-Roth |
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Das Märchenbuch:
Bedeutende neuere Märchenausgaben gab es auch in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen: Der Knaur Verlag begann 1936 eine Märchenbuchreihe mit den wunderbaren Illustrationen von Koser-Michaels (siehe weiter oben) herauszugeben (Karl Hobrecker). Zunächst erschien ein dicker Band mit den Märchen der Brüder Grimm. In den folgenden Jahren kamen dann Andersen, Hauff, Bechstein sowie 1001 Nacht. Diese Reihe hatte einen rieseigen Erfolg und existiert heute (2017) innen noch fast unverändert, außen wurde aus den Voll-Leinenbänden rundum lackierte feste Hardcoverausgaben.
siehe zum Beispiel in unserer
Bücherkiste die
Koser-Michaels-Märchenbuchausgaben der Brüder Grimm
aus den verschiedenen Epochen ...
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Außerdem erschien im Diederichs Verlag der Beginn
einer vielbändigen Sammlung mit dem Titel
"Märchen der
Weltliteratur", die ebenfalls bis heute viele Erweiterungen
erhalten hat:
siehe in unserer Bücherkiste bei den
Märchenbuchreihen die
"Märchen der Weltliteratur"
im Diederichs
Verlag ...
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Zu erwähnen ist auch die Reihe der "Deutschen
Volks- und Kunstmärchen"
im Rütten & Loening Verlag mit den
wunderbaren Illustrationen von Fritz Kredel.
Hier eine Innen-Illustration in "Das tapfere Schneiderlein" von
1991:
siehe unsere Illustrationsgalerie mit einigen
Werken von
Fritz Kredel ....
Siehe auch in unserer Bücherkiste bei den
Märchenbuchreihen die
"Deutschen Volks- und Kunstmärchen"
im
Rütten & Loening Verlag ...
Bitte auf Bild oder Text klicken ...
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Bedeutende weitere Märchenbuchausgaben erschienen
von Lisa Tetzner unter dem Titel
"Märchen der Welt für 365 und 1 Tag":
siehe die Märchenbuchausgabe von
Lisa Tetzner
in unserer Bücherkiste bei den Märchensammlungen ...
Bitte auf den Text klicken ...
Die Prosaliteratur
für Kinder- und
Jugendliche:
Fritz Steuben fesselte mit seinem Erzählstil die Jugend seiner Zeit: Mit großer Sachkenntnis schildert er den Überlebenskampf der Indianer um ihren Häuptling Tecumseh in vielen Bänden. Großer Beliebtheit erfreute sich in den 1930er Jahren auch Otto Boris mit seinen Tierbüchern. Der aufgehende Star in der Kinder- und Jugendbuchszene der damaligen Zeit war aber zweifellos Erich Kästner mit seinem 1929 erstmals erschienenen Buch "Emil und die Detektive", der sehr einfühlsam die Sprache der Kinder gefunden hat und in seinen Büchern eine anständige und saubere Lebenshaltung propagiert. Die tollen Illustrationen von Kästners Kinderromanen durch Walter Trier sind legendär. Die Zusammenarbeit Kästners mit Trier bestand bis zu Triers Tod 1951.
Tierbücher von Otto Boris | |
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Erich Kästner | Walter Trier |
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Es gab viele weitere bedeutende Kinder- und Jugendbuchautoren in dieser Zeit, die auch schon ansatzweise begannen soziale Mißstände anzuprangern, was bis dahin eher unüblich war. Zu nennen sind hier Wilhelm Matthiessen (zum Beispiel mit dem Bestseller "Das rote U"), Wilhelm Speyer ("Der Kampf der Tertia"), Werner Bergengruen ("Zwieselchen") und besonders Lisa Tetzner ("Was am See geschah"). Zu erwähnen sind auch Max Mezger ("Monika fährt nach Madagaskar"), Hertha von Gebhardt mit ihren Büchern sowie Franz Molnar mit dem tragischen Buch "Die Jungen von der Paulstraße".
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Zu dieser Zeit ist der Einfluss des nordischen Buches auf das deutsche Kinder- und Jugendbuch hervorzuheben. Einige Verlage (besonders der Schaffstein Verlag) übertrugen gute Kindergeschichten aus dem Nordischen ins Deutsche: Hervorzuheben sind besonders die Geschichten von den Langerudkindern von Marie Hamsun, der Ehefrau Knut Hamsuns. Die Bücher zeigen die wunderbare Beobachtungsgabe der Autorin.
In diesem Zusammenhang muß natürlich Nils Holgersson mit den Wildgänsen von Selma Lagerlöf genannt werden, außerdem Hans Aanrud und Halvor Floden; außerdem sind die schönen Bibi-Bände von Karin Michaelis, die Erzählungen von Barbra Ring sowie die Nonni-Bände von Jón Svensson zu nennen.
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Marie Hamsun | Selma Lagerlöf |
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Hans Aanrud | Jón Svensson |
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Karin Michaelis |
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Weiteren Einfluss internationaler Kinderbuchliteratur gab es durch die beiden Autoren Mark Twain aus den USA mit Tom Sawyer und Huckleberry Finn sowie Rudyard Kipling aus England mit seinen Jugenderzählungen. Auch wenn Mark Twains Bubenromane schon wesentlich älter sind, konnten sie erst in den 1920er und 1930er Jahren in Deutschland Fuß fassen - sie waren halt anders, Erich Kästner hatte wohl den Weg bereitet.
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Rudyard Kipling | |
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10. Das Jugendbuch im Nationalsozialismus
Ab 1933 wurde durch den Nationalsozialistischen Lehrerbund im Rahmen der Jugendschriften-Warte Einfluss auf das Jugendbuch im Sinne des Nationalsozialismus genommen. Die grotesken Ansprüche gipfelten darin, dass das ältere Jugendschrifttum dahingehend überprüft wurde, ob es "Ausdruck des herrschenden Zeitgeistes sei", ob z.B. Bilderbücher sich vom Städtischen weg zum Ländlichen zuwendeten, das Kind nicht als Sonderwesen, sondern als Gemeinschaftswesen berücksichtige, dass es sich gegen individuelle Willkür wende und für rassische Zucht eintrete usw. ...
links die Hefte der Deutschen Jugendbücherei (Hillger-Bücher) aus den 1920er Jahren; rechts die Hefte dieser Reihe unter Regie der NS-Kulturgemeinde mit politischer Propaganda. |
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Mehr sollte man über das Jugendbuch im Dritten Reich gar nicht sagen - vielleicht noch, dass die historischen Jugendbücher massiv gefälscht wurden, damit sie in die NS-Idee passten.
11. Die deutsche Jugendliteratur seit 1945
In das Vakuum, das die unseligen zwölf vergangenen Jahre hinterlassen hatte, drängten in der Besatzungszeit die in Deutschland neuartigen "Comics" und eine Flut minderwertiger Heftchenliteratur. Erst 1953 konnte den gröbsten Auswüchsen mit dem "Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdenden Schrifttums" begegnet werden. Mit dem ab 1956 jährlich verliehenen Deutschen Jugendbuchpreis sollte die Qualität der deutschen Kinder- und Jugendbuchliteratur verbessert werden.
siehe in unserer Bücherkiste die Reihe
"Oetinger Auslese"
der mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichneten Werke
der Kinder- und Jugendbuchliteratur ...
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Im deutschen Jugendbuch sollten Kriegsdarstellungen im Sinne von Heldenverehrung ab 1945 verbannt sein: dieses Ziel formulierte Erich Kästner mit seinem 1949 erschienenen Buch "Die Konferenz der Tiere" humorvoll am allerbesten, in dem das national-egozentrische Staaten- und Verwaltungsgefüge wunderbar auf die Schippe genommen wird.
Kinderreime, Bilderbücher:
Allmählich hoben sich Autorennamen heraus, die sich mit Reimen und Gedichten für Kinder befassten. Dazu gehörten zum Beispiel Paula Walendy, Josef Guggenmos, Bruno Horst Bull und vor allem James Krüss.
siehe in unserer Bücherkiste
Reime, Gedichte, Rätsel und
Lieder....
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Mit den Werken "Der wohltemperierte Leierkasten" und "So viele Tage wie das Jahr hat" schuf James Krüss eindrucksvolle Werke - dazu wunderbar illustriert von Eberhard Binder.
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James Krüss | Eberhard Binder |
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Mit der Welt der Reime und Gedichte steht die Welt des Bilderbuches in engem Zusammenhang. Nach den kriegsbedingten Ausfällen erlebte das Bilderbuch unter anderem aus drucktechnischen Gründen eine enorme Entwicklung. Auch hier ist wieder James Krüss (geb. 1926) zu nennen mit diversen Bilderbüchern, die einen harmonischen Zusammenhang von Text und Bildern herstellen.
Besonders gelungen sind meiner Meinung nach auch die Bücher von Erich Hölle (geb. 1925), die zu regelrechten Zeichenschulen entwickelt sind. In diesem Zusammenhang ist auch Ali Mitgutsch (geb. 1935) zu nennen, dessen Wimmelbücher reine Kunstwerke sind und die Fantasie der Kinder enorm anregen. In die gleiche Kategorie fallen auch die wunderbaren Bilderbücher von Richard Scarry (geb. 1919). Last not least sind auch die Bilderbücher von Janosch (geb. 1931) zu nennen, der in seinen Werken voller toller Einfälle steckt. Hinweisen möchte ich auch noch auf die vielen sehr schönen Fotobilderbücher z.B. aus dem Lebensalltag von Kinderleben in anderen Ländern oder aus dem Tierleben.
Malen und Zeichnen mit Erich Hölle | Ali Mitgutsch |
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Richard Scarry | |
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siehe in unserer Bücherkiste die
Fotobilderbücher ...
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Kunstmärchen, fantastische Geschichten:
Beginnen wir mit zwei wunderbaren märchenhaften Reisen, nämlich mit Selma Lagerlöfs (geb.1858) "Nil Holgersson" sowie den Büchern von Tamara Ramsay (geb. 1895) "Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott".
Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die märchenhaften Bücher von Hugh Loftings (geb. 1886) "Dr. Dolittle" sowie Astrid Lindgrens (geb. 1907) Pippi Langstrumpf, Karlsson und Mio.
Schließlich gehört zu den fantastischen Erzählungen auch die wunderbare Geschichte Mary Poppins von P. L. Travers (geb. 1899). Ebenso ist das Buch von Henry Winterfeld (geb. 1901) "Kommt ein Mädchen geflogen" in diese Gruppe einzuordnen. Wiederum zu nennen ist hier James Krüss (geb. 1926) mit seinen Büchern "Der Leuchtturm auf den Hummerklippen" und "Die glücklichen Inseln hinter dem Winde". Auch das wunderbare Buch "Delphinensommer" von Katherine Allfrey (geb. 1910), das 1964 mit dem Deutschen Kinderbuchpreis ausgezeichnet wurde, gehört in diese Gruppe.
Auch das schöne Buch von Benno Pludra (geb. 1925) "Lütt Matten" gehört dazu. Ebenso gehören die Bücher von Otfried Preußler (geb. 1923) mit ihrem pädagogischen Grundton zu den fantastischen Geschichten: etwa der Räuber Hotzenplotz. Josef Ladas (geb. 1887) "Kater Mikesch" ist ebenfalls eine wunderbare Geschichte. Ein Hauptwerk fantastischer Erzählkunst schuf sicherlich Michael Ende (geb. 1929) mit "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer".
Selma Lagerlöf | Tamara Ramsay |
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Hugh Lofting | Astrid Lindgren |
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P. L. Travers | Henry Winterfeld |
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James Krüss | Katherine Allfrey |
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Benno Pludra | Otfried Preußler |
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Josef Lada siehe auch die Augsburger Puppenkiste |
Michael Ende |
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Wirklichkeitsbetonte Erzählungen:
Der Stoffbereich dieser Bücher wird in der Hauptphase der Kindheit und beginnenden Vorpubertät gelesen. Unter Einbeziehung von Kriegsschicksalen, Flüchtlings-, Waisen- und Schlüsselkindererlebnissen blühte eine Vielzahl von unterhaltender Kinder- und Vorpubertätsliteratur. Dazu gehört die Beziehung des Kindes zum Erwachsenen, zu den Tieren, die Kindergemeinschaft usw.
Hier einige Titel mit aus meiner Sicht höherem
literarischen Anspruch:
Zu nennen ist hier der Nachkriegsroman italienischer
Kinder von Kurt Held (geb. 1897) "Giuseppe und Maria" und die
gesellschaftskritischen Bände seiner Ehefrau
Lisa Tetzner (geb. 1894).
Auch gehört in diese Gruppe Hertha von Gebhardt (geb. 1896) und
Dorothea Hollatz. Außerdem ist hier
Lise Gast
zu nennen, die ein einfaches, arbeitsames Leben beschreibt,
das Erfolg und Misserfolg bringt, bevor Glück zuteil wird.
Wunderschöne Tierbücher, die in diese Kategorie gehören, stammen von Heinrich Maria Denneborg mit "Jan und das Wildpferd" sowie "Das Wildpferd Balthasar". Zu nennen sind außerdem die einfühlsamen Kindergeschichten von Ursula Wölfel, z.B. mit "Feuerschuh und Windsandale" (mit dem Kinderbuchpreis 1962 ausgezeichnet).
In diese Gruppe gehören außerdem die gesellschaftskritischen Bücher des Österreichers Karl Bruckner (geb. 1906). Auch Barbara Bartos-Höppner gehört mit ihren individuelle Humanität ausstrahlenden Abenteuerbüchern dazu; ebenso wie Hans Baumann mit seinen geschichtlichen Abenteuerbänden z.B. "Ich zog mit Hannibal" oder "Steppensöhne".
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Kurt Held | Lisa Tetzner |
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Lise Gast | Ursula Wölfel |
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Karl Bruckner | Heinrich Maria Denneborg |
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Barbara Bartos-Höppner | Hans Baumann |
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Unsere Bücher aus der
Literaturwissenschaft
zur
Geschichte der Kinder- und
Jugendbuchliteratur in Deutschland
siehe hier ...
Siehe auch:
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Beliebte Kinderbuch - Autoren | Beliebte Kinderbuch - Figuren |
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Beliebte Kinderbuch -Illustratoren | Beliebte Kinderbuch - Verlage |